Ein zentrales Design-System für alle
Volkswagen ist der größte Automobilhersteller Europas und zählt mit 120 Produktionsstätten in 29 Ländern zu den führenden Autobauern weltweit. Der in Wolfsburg ansässige Konzern vereint insgesamt 10 Marken unter einem Dach: Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, ŠKODA, SEAT, CUPRA, Audi, Lamborghini, Bentley, Porsche und Ducati.
Der Automobilhersteller treibt aktuell vor allem nachhaltige Mobilität voran, wobei er auf folgende Strategie setzt: Mit gezielten Investitionen in Elektromobilität, digitales Networking und autonomes Fahren soll Mobilität klimafreundlicher, leiser, sicherer und intelligenter werden. Gleichzeitig richtet sich der Autobauer auf emotionaler Ebene an seine Zielgruppen, um diese von dem neuen Fahrerlebnis zu überzeugen. Auf diese Weise, so Volkswagen, kann das Auto auch künftig im Mittelpunkt einer Strategie für zeitgemäße, individuelle und bezahlbare Mobilität stehen.
Um die zur Umsetzung dieses zukunftsorientierten Ansatzes benötigte starke Marke aufzubauen, holte Volkswagen Ende 2021 Frontify ins Boot. Ziel war es, das konzernweite Design-System von Volkswagen zu konsolidieren, zu skalieren und zu modernisieren.
Vor Kurzem haben wir uns nun mit Thorsten Jankowski, Design- und UX-Stratege sowie UX Lead bei Volkswagen AG, über die heutige Marke VW, unsere Partnerschaft und unsere künftige Zusammenarbeit unterhalten. Nachstehend könnt ihr das vollständige Interview lesen.
Frontify: Gibt es Aspekte eures UX-Erlebnisses, auf die du besonders stolz bist?
Thorsten: Unser Design-System basiert genau wie die Zusammenarbeit zwischen unseren Corporate Design- und Design-System-Teams auf einem bereichsübergreifenden und holistischen Ansatz für digitales Design. Unser Corporate Design fußt auf der Implementierung in reale Softwareprodukte und unser Ziel ist es, unser gesamtes Anwendungsportfolio einheitlich an unserem Corporate Design auszurichten. Ein entscheidender Faktor wird dabei die Verlagerung einer umfassenden Wissensdatenbank sein – ein Unterfangen, das Frontify möglich macht.
Welche Rolle spielt euer Ansatz zur Verwaltung eurer verschiedenen Marken in euren täglichen Abläufen?
In der großen Markenwelt der Volkswagen AG kommt unserem Team und Produkt eine eher kleine – wenn auch wichtige – Rolle zu. Wir wissen aber, dass wir ein gutes Produkt liefern. Deshalb geben wir unser Bestes, um weitere Teams und Marken für unsere Vision eines zentralen, markenübergreifenden Rahmenwerks für webbasierte Anwendungen im gesamten Konzern zu gewinnen.
Wie interagieren die verschiedenen Markenteams von Volkswagen und inwiefern lernen sie voneinander?
Abgesehen von der Produktentwicklung besteht eine meiner Hauptaufgaben tatsächlich darin, gemeinsam mit den talentierten und kompetenten Design- und Frontend-Teams unserer einzelnen Marken eine einheitliche Lösung für alle auszuarbeiten.
Was war ausschlaggebend für die bisherigen Erfolge der Marke? Und was waren für euch die wichtigsten Erkenntnisse, insbesondere in Bezug auf digitale Aspekte?
Wir starteten unsere Initiative im Jahr 2015 mit der Implementierung eines Sketch-basierten Design-Systems für alle Anwendungen des Konzerns. 2016 begannen wir dann mit der Einführung der technologischen Komponenten, die heute die Basis unseres Full Stack-Design-Systems darstellen – von Frontify (für die Dokumentation) über Figma (für das Design) bis hin zu StencilJS (für unsere Webkomponenten).
Unsere wichtigste Erkenntnis war die, dass gute Kommunikation ebenso wichtig ist wie die Sicherstellung der Qualität und Einheitlichkeit unserer Designs. Das beste Design-System ist nichts wert, wenn Nutzende, Design- und Entwicklungsteams es nicht einsetzen. Außerdem haben wir erkannt, dass wir ein flexibles System benötigten, das stetig weiterentwickelt werden kann. Heute ist unser Design-System GroupUI quasi eine „interne Open Source“-Lösung, die mit neuen Anforderungen mitwachsen und fortlaufend angepasst werden kann.
Worin siehst du im Hinblick auf die Entwicklung der Marke die wichtigsten Meilensteine für Volkswagen?
Einer der wichtigsten Meilensteine war für uns die Implementierung eines skalierbaren, einheitlichen Design-Systems durch eines unserer Produktteams. Da Design-Systeme kontinuierlich weiterentwickelt werden, war uns der Aspekt der Einheitlichkeit dabei sehr wichtig. Sie war letztlich auch ausschlaggebend dafür, dass sich immer mehr Teams davon überzeugen ließen, unsere Designs und unseren Code zu nutzen und in Zusammenarbeit mit uns neue marktübergreifende Komponenten und Varianten zu entwickeln.
Auf welche Meilensteine bist du besonders stolz und welchen blickst du schon jetzt gespannt entgegen?
Die Einführung unseres Design-Systems ermöglichte die Optimierung unserer sämtlichen Aktivitäten, da wir mit allen Teams, die am Design und der Entwicklung von Anwendungen für Volkswagen beteiligt waren, kommunizieren konnten. Unser nächster großer Meilenstein wird dann die Entwicklung einer einheitlichen, integrierten Lösung sein, die Frontify, Figma und GitHub auf einer Plattform vereint und so zur echten Single Source of Truth für alle Beteiligten wird.
Worin siehst du angesichts eurer zahlreichen Marken die größten Hürden in Bezug auf Markenkonsistenz und Markenbindung?
In unserem Fall bestand die größte Herausforderung darin, allen Beteiligten die nötige Flexibilität zu bieten und gleichzeitig möglichst effiziente und effektive Prozesse für die Zusammenarbeit zwischen unseren Marken und unserem Team zu implementieren. Wie ihr vielleicht wisst, führen wir aus Perspektive des Designs „nur“ eine Marke, die von Volkswagen, während wir beim Code zwischen den einzelnen Marken unseres Konzerns unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns im Hinblick auf Tools, Semantik, Benennungen und Entwicklungsgrundsätze absprechen und auf einheitliche Lösungen einigen. Nur so können wir die größten Synergien schaffen und langfristig von ihnen profitieren.
Welche Veränderungen hast du seit der Einführung von Frontify beobachtet?
Frontify wird von allen Beteiligten gut angenommen, da die Vorteile im Hinblick auf Einheitlichkeit und Skalierbarkeit klar auf der Hand liegen. Die Plattform unterstützt unseren „Always Beta“-Ansatz, indem sie es uns ermöglicht, bestimmte Elemente unserer Design-Strategie jederzeit zu überarbeiten und zu erweitern.
Fällt dir eine nette Anekdote zu unserer Zusammenarbeit in den vergangenen zwei Jahren ein?
Nicht wirklich, aber frage mich noch einmal, wenn wir uns mit den mehr als 100 Teams ausgetauscht haben, die unser Design-System nutzen. Das ist übrigens auch unser wichtigstes Ziel für die Zukunft: Alle Teams dazu anzuregen, unser Design-System einzusetzen und zu seiner und der Optimierung unserer markenübergreifenden Zusammenarbeit beizutragen. Effektives Teamwork ist in jeder Designphase, von der Ideensuche bis hin zur Umsetzung, unverzichtbar. Das gilt für jede Marke und jeden Kontaktpunkt.
Wie würdest du deine Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit uns zusammenfassen?
Was ich sehr schätze, ist die enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Euer Team ist sehr motiviert, praktisch orientiert und immer offen für Gespräche dazu, wie ihr eure Plattform weiter optimieren und mit welchen Funktionen ihr eure Kundinnen und Kunden noch besser unterstützen könnt. Außerdem schätzen wir euer Interesse an Feedback und Vorschlägen für neue Content-Blöcke, wie unserer Code-Showcase-Komponente, die sich nahtlos mit der grafischen Benutzeroberfläche von Frontify integrieren lässt. Lasst uns diesen engen Austausch bitte beibehalten!
Wir freuen uns sehr, so eng mit den Teams der Volkswagen AG zusammenzuarbeiten, sie bei der Zentralisierung ihres Design-Systems zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihr Ziel einer zentralen, einheitlichen Plattform für alle Teams, Marken und Kontaktpunkte zu erreichen. Wir werden euch weiter nach Kräften dabei unterstützen, das Potenzial eures Design-Systems voll auszuschöpfen, und wir freuen uns auf eine lange, enge und erfolgreiche Zusammenarbeit.